CrazyPhone
Es ist immer wieder toll für mich, wenn jemand mit einer guten Idee kommt und mich fragt, ob sich die irgendwie elektronisch realisieren lässt. Wenn es nicht gerade um Beamen oder das Aufheben der Schwerkraft geht, findet sich meistens eine Lösung.
In diesem Fall war sie sogar extrem einfach...
Mein Freund Andreas hatte schon seit längerem ein altes Wählscheiben-Telefon auf seinem Schreibtisch stehen, das nicht angeschlossen war. Immer wieder fühlten sich Besucher davon angezogen und nahmen den Hörer ab, um enttäuscht festzustellen, dass es ja stumm blieb. Wie schön wäre es, wenn sich da jemand am andere Ende melden würde
Die Idee
Sobald der Hörer abgenommen wird, ertönt aus der Hörmuschel ein vorher aufgesprochener Text. 20 bis 30 Sekunden Textlänge sollten ausreichen. Natürlich muss der Text ohne Probleme änderbar sein.Die Sounderzeugung
Da natürlich an die Audioqualität keine Ansprüche gestellt werden müssen, bot sich an, eine ausrangierte Grußkarte zu verwenden, die man tatsächlich selber besprechen kann. Ich habe sie hier für günstige 4,95 Euro gefunden: http://pearl.deDieses Modul ist dazu gedacht, in einen Geschenkkarton befestigt zu werden. Sobald der Deckel geöffnet wird und Licht auf den LDR fällt, wird die Aufnahme abgespielt. Typischerweise das unmelodisch gesungene "Happy Birthday" der Enkelkinder.
Mit dem Taster (oben links) startet und stoppt man die Aufnahme.
Der kleine Lautsprecher hat eine Impedanz von 8 Ohm. D.h. es sollte kein Problem sein, irgendeinen anderen Lautsprecher anzuschließen. Wie sich herausstellte, hat die Kapsel im Telefonhörer knapp 300 Ohm - also überhaupt kein Problem für das Sound-IC.
Die Schaltung
Der LDR wird niederohmig, sobald Licht darauf fällt. Netterweise funktioniert der Gabelschalter des Telefons ganz ähnlich: Wenn man den Hörer abnimmt, schließt der Schalter.Also musste ich lediglich den LDR auslöten und stattdessen die beiden Pads auf der Platine mit dem Schalter im Telefon verbinden.
Der Lautsprecher war natürlich überflüssig und steht nun anderen Bastelprojekten zur Verfügung.
Zunächst muss man ein paar der Plomben zerstören um an die Schrauben zu kommen. Ich glaube in den 70er und 80er Jahren standen auf so etwas lange Haftstrafen.
Danach lässt sich alles ganz einfach öffnen. Alle Komponenten des Telefons sind übersichtlich montiert und mit robusten Steckern versehen.
Um den Gabelschalter exklusiv für das Soundmodul nutzen zu können, habe ich alle Leiterbahnen die dorthin führten mit der Dremel und einer Trennscheibe durchtrennt. Das gleiche geschah mit den Leitungen zum Stecker des Telefonhörers.
Um das Aufsprechen einfach zu machen, habe ich mich entschieden, das Modul an die Telefonanschlußleitung zu hängen. Da dieses Kabel vier Adern hat, kann man den Hörer und den Gabelschalter dorthin verbinden. Die gelben Kabel erledigen diese Umleitung.
Hier sieht man die andere Seite des Zuleitungskabels. Die grüne und gelbe Litze wir anstelle des Modullautsprechers angelötet. Die weiße und braune Litze führt zu den Pads, an denen der LDR angelötet war.
Hier der komplette Aufbau. Das Telefongehäuse kann nun wieder montiert werden. Das gute Stück ist äußerlich völlig unversehrt.
Das Modul verschwindet dann in einem 3D-gedruckten Gehäuse. Mir ist es gelungen, die Teile so zu konstruieren, dass die Gehäusehälften ineinander einrasten und nicht verschraubt werden müssen. Dass erleichtert den Wechsel der drei Knopfzellen.
Das Gehäuse ist über dem Taster so ausgeschnitten, dass es als Schalterwippe fungiert. Diese muss zum Aufnehmen neuer Texte betätigt werden. Die Aufnahme LED des Moduls strahlt durch das weiße Gehäuse.
Nun bleibt den Besuchern das frustrierende Erlebnis des toten Telefons erspart. Sie werden begrüßt mit "Hallo? Hallo? Haben Sie angerufen?" oder "LEGEN SIE DEN HÖRER WIEDER AUF!!!"